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Die Sirtfood Diät | Wissenschaftlicher Fakt oder Fiktion?

Die Sirtfood Diät | Wissenschaftlicher Fakt oder Fiktion?
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Autor und Experte1 Jahr Ago
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Von Jenaed Gonçalves Brodell |

Die Diätkultur ist immer ein heißes Thema. Regelmäßig tauchen neue (manchmal fragwürdige) Trenddiäten auf - und die Sirtfood Diät ist eine der neuesten, die für Gesprächsstoff sorgt.

Die Sirtfood Diät wurde 2015 von zwei Ernährungswissenschaftlern entwickelt: Aidan Goggins und Glen Matten. Sie behaupten, dass die Diät "die Fähigkeit des Körpers, Fett zu verbrennen, beeinflusst und das Stoffwechselsystem ankurbelt" (1). Die Diät basiert auf dem Verzehr bestimmter Lebensmittel (auch „Sirtfoods“ genannt), welchedie Produktion von Proteinen namens Sirtuine (Sirts) im Körper anregen sollen. Sirt steht für „Silent Information Regulator Protein“.

Die vorgeschlagene Wissenschaft hinter der Diät basiert auf der Wirkung, die diese Sirtfoods auf die Sirt-Proteine haben. Es gibt insgesamt sieben bekannte Sirt-Proteine (S1-7) - und jedes hat spezifische Stoffwechselfunktionen:

  • S1 wird mit dem Fettabbau und der Gewichtsabnahme in Verbindung gebracht. Die Begründer der Diät vermuten, dass sie die "Skinny-Gen"-Stoffwechselwege im Körper aktiviert. Diese "Skinny-Gen"-Stoffwechselwege sind die gleichen, die üblicherweise durch Fasten und Sport aktiviert werden. Sie helfen dem Körper, Fett zu verbrennen, Muskelmasse aufzubauen und die Gesundheit zu verbessern.

Die Autoren der Sirtfood Diät gehen davon aus, dass der Verzehr von Sirtfoods nicht nur die Sirtuine aktiviert, sondern auch dazu beiträgt, den Blutzucker zu stabilisieren und Entzündungen zu bekämpfen. Den Sirtuinen wird eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Alterns zugeschrieben.

Aber was ist der Beweis für diese Behauptungen? Schauen wir uns die Sirtfood-Diät etwas genauer an:

Die Sirtfood Diät | Wissenschaftlicher Fakt oder Fiktion?

 

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Was ist die Sirtfood Diät?

Dieser Ernährungstrend basiert auf dem Verzehr von Lebensmitteln, die mit einer Familie von Proteinen interagieren können, die als Sirtuin-Proteine (SIRT1-SIRT7) bekannt sind2 . Diese Gruppe von sieben Proteinen reguliert im Körper nachweislich einige Körperfunktionen, darunter den Stoffwechsel, Entzündungen und die Verlängerung der Lebensspanne (d. h. die Verlangsamung des Alterungsprozesses).3

Die Diät besteht aus zwei Phasen, die insgesamt 3 Wochen dauern. Danach kannst du weiterhin Lebensmittel mit hohem Sirtfood-Anteil verzehren.

  • In den ersten drei Tagen ist die Kalorienzufuhr auf 1.000 Kalorien pro Tag begrenzt und besteht aus grünen Säften und normalen Mahlzeiten, die reich an "Sirtfoods" sind.
  • An den Tagen vier bis sieben wird die Kalorienzufuhr auf 1500 Kalorien erhöht und besteht aus zwei Säften und zwei Mahlzeiten.

Bei der Sirtfood Diät liegt der Schwerpunkt auf der Erhöhung der Zufuhr von "gesunden" Sirtfoods. Dazu gehören:

  • Rotwein
  • Grünkohl
  • Erdbeeren
  • Zwiebeln
  • Soja
  • Petersilie
  • Natives Olivenöl extra
  • Dunkle Schokolade (85% Kakao)
  • Grüner Matcha-Tee
  • Buchweizen
  • Kurkuma
  • Walnüsse
  • Rucola (Rauke)
  • Vogelaugen-Chili
  • Liebstöckel
  • Medjool-Datteln
  • Rote Zichorie
  • Blaubeeren
  • Kapern
  • Kaffee

Woche 1

  • Beschränke die Aufnahme auf 1.000 Kalorien pro Tag.
  • Trinke 3 grüne Säfte mit Sirtfood pro Tag.
  • Iss eine sirtfood-reiche Mahlzeit pro Tag.
  • Mit der Diät wird auch ein Buch mit empfohlenen Rezepten verkauft

Woche 2

  • Erhöhe die Kalorienzufuhr auf 1.500 Kalorien pro Tag
  • Trinke 2 grüne Säfte mit Sirtfood pro Tag.
  • Iss zwei sirtfood-reiche Mahlzeiten am Tag.

Die Sirtfood Diät | Wissenschaftlicher Fakt oder Fiktion?

 

Zur Gewichtsabnahme werden etwa 10 Portionen Sirtfoods pro Tag empfohlen (zur Erhaltung des Gewichts 5 Portionen).

Ein wichtiger Bestandteil der Diät ist der grüne Saft, der…

  • 75 g Grünkohl
  • 30 g Rucola
  • einen halben grünen Apfel
  • 1 cm Ingwer
  • 2 Stangen Sellerie
  • eine halbe Zitrone
  • 5 g Petersilie
  • und ½ Teelöffel Matcha

…enthält und mit einem Entsafter hergestellt werden muss.

Der Sirtfood-Diätplan funktioniert offenbar auf zwei Arten:

  • Zum einen stimulieren die Sirtfoods die Sirtuin-Gene, die die Fähigkeit des Körpers zur Fettverbrennung beeinflussen und den Stoffwechsel ankurbeln sollen. Es gibt Belege für den Nutzen bioaktiver Verbindungen in pflanzlichen Lebensmitteln, einschließlich der in der Diät empfohlenen (4). Diese bioaktiven Verbindungen finden sich in roten Trauben (Resveratrol) und in grünem Tee (Epigallocatechingallat) (5).
  • Die zweite Art und Weise, wie die Sirtfood-Diät bei der Gewichtsabnahme hilft, ist die Einschränkung der Kalorienzufuhr über drei Wochen, die oft unter dem Grundumsatz der Bevölkerung liegt.

 

Und was sagen wir dazu?

Die Diät ist reich an Lebensmitteln, die viele Vorteile liefern, darunter grüner Tee, Kurkuma, viel Gemüse (z.B. Grünkohl, Zwiebeln, Petersilie), Obst (z.B. Blaubeeren) und viele entzündungshemmende Lebensmittel (z.B. Walnüsse und Olivenöl). Aus der Sicht der Nährstoffdichte liefern Lebensmittel mit einem hohen Sirtuin-Gehalt auch eine gute Menge an Nährstoffen, die insgesamt mit einer besseren Gesundheit in Verbindung gebracht werden.

Aus wissenschaftlicher Sicht wissen wir nur sehr wenig über die Evidenz, die hinter dieser Diät stehen. Die durchgeführten Tests wurden hauptsächlich an Mäusen durchgeführt, und es wäre ungenau anzunehmen, dass die an Mäusen, Hefe und menschlichen Stammzellen durchgeführte Laborforschung irgendwelche Auswirkungen auf die realen Gesundheitsergebnisse beim Menschen hat bzw. 1:1 übertragbar ist (6)(7).

Ein Kaloriendefizit ist für die meisten Menschen die beste Lösung, um Gewicht zu verlieren. Wenn du nur 1.000 Kalorien pro Tag zu dir nimmst, dann liegt das weit unter dem Grundumsatz der meisten Menschen. Natürlich führt die Verringerung der Kalorien, von denen viele Kohlenhydrate sind, zu einem raschen Verlust von Glykogen (gespeicherte Form von Kohlenhydraten) aus den Skelettmuskeln und der Leber. Auf jedes Gramm Glykogen kommen etwa 2,7 Gramm Wasser (8). Bei all dem verlorenen Glykogen verlieren wir also auch Wasser - kein Wunder, dass die Waage sinkt.

Weitere Zweifel an dieser Diät kommen auf, wenn wir uns einige der spezifischen Behauptungen ansehen. Ein Gewichtsverlust von 7 Pfund (~3,17 kg) pro Woche ist unrealistisch und spiegelt höchstwahrscheinlich nicht die Veränderung des Körperfetts wider.

 

Das Urteil

Solange es nicht mehr Beweise für die Behauptungen der Diät gibt, müssen wir diese als Fiktion einstufen.

Es gibt einige Laboruntersuchungen, die zeigen, dass Sirtuine eine Anti-Aging-Wirkung haben können, aber die Studien wurden an Mäusen, menschlichen Stammzellen und Ratten durchgeführt, nicht an Menschen in der realen Welt (9).

Wenn du deine Kalorienzufuhr einschränkst - unabhängig davon, ob diese Kalorien aus Sirtfoods stammen oder nicht – wirst du zwangsweise Gewicht verlieren. Natürlich ist es für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden von Vorteil, wenn man sich für Grünzeug und Beeren statt für Kuchen entscheidet.

Insgesamt gibt es noch nicht genügend Forschungsergebnisse, um festzustellen, ob die Sirtfood-Diät wirklich funktioniert.

Leider kann die Beschränkung der Kalorienzufuhr auf einen Wert, der unter dem Grundumsatz der meisten Menschen liegt, mehr schaden als nützen, da der eigene Grundumsatz sinkt. Das heißt, wenn du wieder eine "normale" Menge isst, dann wird dein Gewicht höchstwahrscheinlich wieder steigen (10).

Bis wir eine evidenzbasierte Schlussfolgerung darüber ziehen können, ob diese Diät besser ist als eine normale kalorienreduzierte Diät, müssen weitere Studien am Menschen durchgeführt werden.

Es ist immer wichtig, daran zu denken, dass die beste Diät zur Gewichtsabnahme eine ist, die deinen Nährstoffbedarf deckt, deine Gesundheit und dein Wohlbefinden fördert und die du langfristig durchhalten kannst - und das scheint bei der Sirtfood-Diät ganz einfach nicht der Fall zu sein.

 

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Unsere Artikel sollen informieren und lehren. Die dargebotenen Informationen sollten nicht als medizinische Ratschläge interpretiert werden. Kontaktiere bitte einen Arzt, bevor du mit der Ergänzung von Nahrungsergänzungsmitteln beginnst oder größere Veränderungen an deiner Ernährung durchführst.

[1] http://www.thesirtfooddiet.com/about/ 

[2] Libert S, Guarente L. Metabolic and neuropsychiatric effects of calorie restriction and sirtuins. Annu Rev Physiol. 2013;75:669-84. doi: 10.1146/annurev-physiol-030212-183800. Epub 2012 Oct 1. PMID: 23043250; PMCID: PMC3570673.

[3] Libert S, Guarente L. Metabolic and neuropsychiatric effects of calorie restriction and sirtuins. Annu Rev Physiol. 2013;75:669-84. doi: 10.1146/annurev-physiol-030212-183800. Epub 2012 Oct 1. PMID: 23043250; PMCID: PMC3570673.

[4] Pallauf K, Giller K, Huebbe P, Rimbach G. Nutrition and healthy ageing: calorie restriction or polyphenol-rich “MediterrAsian” diet? Oxid Med Cell Longev. 2013;2013:707421. doi: 10.1155/2013/707421. Epub 2013 Aug 28. PMID: 24069505; PMCID: PMC3771427.

[5] Rahnasto-Rilla, M., Tyni, J., Huovinen, M. et al. Natural polyphenols as sirtuin 6 modulators. Sci Rep 8, 4163 (2018). https://doi.org/10.1038/s41598-018-22388-5

[6] Giblin W, Skinner ME, Lombard DB. Sirtuins: guardians of mammalian healthspan. Trends Genet. 2014 Jul;30(7):271-86. doi: 10.1016/j.tig.2014.04.007. Epub 2014 May 28. PMID: 24877878; PMCID: PMC4077918.

[7] Chang HC, Guarente L. SIRT1 and other sirtuins in metabolism. Trends Endocrinol Metab. 2014 Mar;25(3):138-45. doi: 10.1016/j.tem.2013.12.001. Epub 2013 Dec 30. PMID: 24388149; PMCID: PMC3943707.

[8] Kreitzman SN, Coxon AY, Szaz KF. Glycogen storage: illusions of easy weight loss, excessive weight regain, and distortions in estimates of body composition. Am J Clin Nutr. 1992 Jul;56(1 Suppl):292S-293S. doi: 10.1093/ajcn/56.1.292S. PMID: 1615908.

[9] Kanfi Y, Naiman S, Amir G, Peshti V, Zinman G, Nahum L, Bar-Joseph Z, Cohen HY. The sirtuin SIRT6 regulates lifespan in male mice. Nature. 2012 Feb 22;483(7388):218-21. doi: 10.1038/nature10815. PMID: 22367546.

[10] Müller MJ, Enderle J, Bosy-Westphal A. Changes in Energy Expenditure with Weight Gain and Weight Loss in Humans. Curr Obes Rep. 2016 Dec;5(4):413-423. doi: 10.1007/s13679-016-0237-4. PMID: 27739007; PMCID: PMC5097076.

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