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Ernährung

Wie du Fett verlierst ohne Kalorien zählen zu müssen

Wie du Fett verlierst ohne Kalorien zählen zu müssen
Jamie Wright
Autor und Experte3 Jahre Ago
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Kalorien zählen ist ganz ohne Zweifel eine sehr effiziente Diätform, mit der wir uns vor Augen führen können wie viel (und was) wir zu uns nehmen. Studien beweisen, dass wir Menschen nur sehr bedingt die Menge und Qualität der Nahrung einschätzen können, die wir konsumieren (1).

Unsere Essenswahl und Portionsgrößen werden von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Zum einen davon, was als „gesund“ und „ungesund“ angesehen wird und zum anderen von Richtlinien der Regierung (oder schlimmer noch, Aussagen, die in Magazinen oder den Medien getroffen werden). Diese Vorgaben und Empfehlungen müssen jedoch nicht für jeden von uns geeignet sein.

Kalorien zählen, ob mit einer App oder mit Hilfe eines Tagebuchs, ist eine wirklich gute Strategie, um den Pfunden den Kampf anzusagen und gleichzeitig mehr über deinen Körper und Nährstoffe zu lernen. Viele von uns graust es jedoch allein bei dem Gedanken daran, tagtäglich seine Kalorien zählen zu müssen.

Und diese Sorgen sind berechtigt. Übertreibt man es, kann man unter Umständen eine zwanghafte und ungesunde Beziehung zum Essen aufbauen. Ehe man sich versieht, schießt man über das Ziel hinaus und rutscht in ein viel zu großes Defizit, wird abhängig von der App und ähnlichen Tools oder streicht sogar ganze Lebensmittelgruppen aus dem Speiseplan.

In diesem Artikel möchten wir dir einige alternative Strategien ans Herz legen, mit denen du ebenso erfolgreich dein Gewicht unter Kontrolle halten kannst. Aber selbst, wenn du dich am Kalorienzählen versuchen möchtest, können dir die folgenden Alternativen als „Einstieg“ dienen. (Wichtig: Wenn du nur deine Gesundheit verbessern möchtest, solltest du nicht permanent Kalorien zählen).

Wie du Fett verlierst ohne Kalorien zählen zu müssen

 

Die Portionsgrößen im Auge behalten

Hinter jeder Wunderdiät und jedem Slogan der Sorte „Was dir die Abnehmindustrie vorenthalten hat“ steckt im Grunde dieselbe, unumstößlichen Wahrheit: Ob wir Gewicht verlieren (oder eben nicht) hängt davon ab, wie viele Kalorien wir zu uns nehmen und auch wieder verbrennen.

Wenn du mehr Energie verbrauchst, als du aufnimmst, wirst du Fett abbauen. In diesem Artikel möchten wir dir einige der beliebtesten und effektivsten Methoden näherbringen, die auch von Ernährungswissenschaftlern und Beratern angewandt werden (und das ganz ohne Kalorien zu zählen).

Portionskontrolle ist wohl die einfachste und unkomplizierteste Herangehensweise, um weniger Energie über die Nahrung aufzunehmen und somit Fett zu verlieren.  Wenn du plötzlich weniger isst als gewohnt, wird dein Körper vermutlich damit beginnen, Fett abzubauen.

Es gibt zwei verschiedenen Möglichkeiten, um die Größe deiner Portionen im Auge zu behalten. Bei der ersten geht es um die Aufteilung deines Tellers. Hierzu existieren viele verschiedenen Ansätze, jedoch kannst du dir als Faustregel folgende Makroverteilung merken:

  • 30 - 50% Protein
  • 20 - 30% Gemüse
  • 20- 30% Kohlenhydrate (Vollkorn)
  • und 5-10% Fette

Bei der zweiten Möglichkeit dient deine Hand als Maßstab für die Größe deiner Portionen.

Mit dieser Methode ist es kinderleicht, deine Portionsgrößen und damit dein Gewicht zu überwachen. Beachte dabei diese Regeln:

  • Die Größe deiner Handfläche entspricht der Proteinportion.
  • Die Größe deiner Faust entspricht der Gemüseportion.
  • Die Größe deiner hohlen Hand entspricht der Kohlenhydratportion.
  • Und die Größe deines Daumens entspricht der Fettportion

 

Die richtige Wahl der Lebensmittel

Die Lebensmittel, die wir tagtäglich essen, spielen eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Pfunde. Sie beeinflussen unser Hungergefühl, wie viel Energie wir haben und können dazu beitragen, dass Körperfett abgebaut oder Muskelmasse aufgebaut wird. Es sollte daher gut durchdacht sein, was wir unserem Körper als Nahrung zur Verfügung stellen.

Aber welcher Nährstoff ist der wichtigste, wenn es darum geht, auf sein Gewicht zu achten und Fett zu verlieren? Protein (2)!

Wie du Fett verlierst ohne Kalorien zählen zu müssen

 

Protein

Bei dem Wort Protein müssen die meisten vermutlich unweigerlich an Gym Junkies und Fitness-Fanatiker denken. Aber auch abseits dieser Sportpropaganda und den Aussagen auf diversen Magazin-Covern, bringt uns dieser Makronährstoff einen wahren Nutzen.

Kalorien und Protein sind die beiden wichtigsten Schrauben, die wir drehen können, um erfolgreich Fett zu verbrennen.

Studien belegen, dass Protein nicht nur eine sättigende Wirkung hat (wir fühlen uns schneller voll), sondern auch Einfluss auf den Blutzucker nehmen und den Erhalt der Muskelmasse während eines Kaloriendefizits fördern kann.

Gerade der letzte Punkt ist bei einer Diät besonders wichtig, denn je mehr magere Muskelmasse du am Körper hast, desto höher liegt auch dein Verbrauch.

Gleichzeitig konnte wissenschaftlich bewiesen werden, dass man mit einer proteinreicheren Ernährung erfolgreicher abnehmen kann, als mit einer proteinarmen und das Gewicht anschließend auch besser gehalten werden kann (unabhängig vom Alter) (4)(5)(6).

 

Ballaststoffe

Auch Ballaststoffe können den Fettabbau begünstigen. Eine ballaststoffreiche Ernährung sorgt dafür, dass du dich „voller fühlst“. Denn gewisse Sorten der Ballaststoffe binden Wasser und „saugen sich voll“ wie ein Schwamm. Durch diesen Effekt glaubt dein Körper ein höheres Volumen an Nahrung aufgenommen zu haben, sodass eine Hormonkaskade in Gang kommt und das Gehirn die Meldung bekommt, genug gegessen zu haben (7).

Andere Ballaststoffe hingegen produzieren eine gelartige Substanz, die nur sehr langsam den Darm passiert. Dadurch kann der Blutzucker besser reguliert werden, Erschöpfungserscheinungen und das damit verbundene Snacken verringert werden können.

Wenn du mehr Ballaststoffe zu dir nehmen möchtest, macht es Sinn mehr Obst und Gemüse in deinen Speiseplan zu integrieren. Diese versorgen dich gleichzeitig noch mit vielen anderen, gesundheitsförderlichen Nährstoffen wie Mineralien oder entzündungshemmenden Substanzen.

Gleichzeitig sind Obst und Gemüse in Relation zu ihrem Volumen sehr kalorienarm und somit ideal dafür geeignet, Kalorien einzusparen.  Studien zeigen, dass ein erhöhter Konsum von Obst und Gemüse (ohne insgesamt weniger Nahrung aufzunehmen) den Gewichtsverlust und das anschließende Halten fördern kann (8).

 

Nutze deine Zeit richtig

Eine der effektivsten Diätformen ist das Intermittierende Fasten (IF). Bei IF wird ein gewisses Zeitfenster festgelegt, in dem du deine Mahlzeiten zu dir nimmst (meistens entspricht dies 4-8 Stunden pro Tag). Ergänzend dazu kannst du auch einen oder mehrere Fastentage in der Woche einlegen (in der Regel zwei).

Durch diese Ernährungsform wird die Kalorienaufnahme reduziert, indem du weniger Zeit zur Verfügung hast, um zu essen.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist es genauso effektiv, wie Kalorienzählen und bringt noch weitere gesundheitliche Vorteile mit sich, wie z.B. eine bessere Regulierung des Blutzuckerspiegels oder eine höhere Insulinsensitivität. Außerdem kann durch IF der Alterungsprozess und der Verlauf von Krankheiten verlangsamt werden (9).

Wie du Fett verlierst ohne Kalorien zählen zu müssen

 

Achtsamkeit und intuitives Essen

Viele Menschen glauben, dass diese zwei Konzepte ein und dasselbe sind.  Achtsamkeit beim Essen und intuitives Essen sind jedoch zwei vollkommen verschiedenen Ernährungsweisen.

Achtsamkeit beim Essen (d.h. wir achten ganz bewusst darauf, was und warum wir essen, ohne Wertung) soll garantieren, dass wir uns bewusst mit dem Essen und den Erfahrungen damit auseinandersetzen.

Diese Methode soll in erster Linie vermeiden, dass wir gedankenlos essen und bspw. aus Langeweile oder sozialen Einflüssen heraus mehr essen als wir sollten. Stattdessen geht es darum, uns während dem Essen immer wieder selbst zu fragen: Bin ich satt? Möchte ich wirklich das und nicht etwas anderes?

Studien belegen, dass diese Ernährungsform eine durchaus positive Wirkung bei Binge Eating sowie emotionalem und durch äußere Einflüsse induziertes Essen (10). Inwiefern es bei Diäten förderlich ist, kann nicht gesagt werden. Sicher ist jedoch, dass es einer Gewichtszunahme entgegenwirken kann. 

Intuitives Essen hingegen basiert auf den physiologischen Signalen des Körpers (Hunger), die uns sagen, wann wir essen sollen.

Diese Ernährungsform ist bisher nur wenig erforscht. Intuitives Essen kann für manche der richtige Weg sein, ist jedoch für übergewichtige Menschen nicht zu empfehlen, da deren Hungersignale häufig gestört sind (11)(12).

 

Take Home Message

Man muss nicht immer Kalorien zählen. Manchmal reicht es auch schon aus, zu kontrollieren, wie groß deine Portionen sind, wann du deine Mahlzeiten einnimmst, was genau du da isst und wie bewusst du dir deiner Nahrungsaufnahme bist.

Was wir dir empfehlen? Du solltest immer einen Plan B parat haben, wenn die Erfolge während deiner Diät stagnieren.

Wir wissen, dass Tracken ist nicht der richtige Weg für jeden von uns ist. Daher solltest du selbst herausfinden, welche Diätform am besten zu dir passt und der du langfristig treu bleiben kannst.

 

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Unsere Artikel sollen informieren und lehren. Die dargebotenen Informationen sollten nicht als medizinische Ratschläge interpretiert werden. Kontaktiere bitte einen Arzt, bevor du mit der Ergänzung von Nahrungsergänzungsmitteln beginnst oder größere Veränderungen an deiner Ernährung durchführst.

1. Svendsen, M., & Tonstad, S. (2006). Accuracy of food intake reporting in obese subjects with metabolic risk factorsBritish journal of nutrition95(3), 640-649.

2. Leidy, H. J., Clifton, P. M., Astrup, A., Wycherley, T. P., Westerterp-Plantenga, M. S., Luscombe-Marsh, N. D., … & Mattes, R. D. (2015). The role of protein in weight loss and maintenanceThe American journal of clinical nutrition101(6), 1320S-1329S.

3. Mettler, S., Mitchell, N., & Tipton, K. D. (2010). Increased protein intake reduces lean body mass loss during weight loss in athletesMedicine & Science in Sports & Exercise42(2), 326-337.

4. Astrup, A., Raben, A., & Geiker, N. (2015). The role of higher protein diets in weight control and obesity-related comorbiditiesInternational journal of obesity39(5), 721-726.

5. Phillips, S. M., Chevalier, S., & Leidy, H. J. (2016). Protein “requirements” beyond the RDA: implications for optimizing healthApplied Physiology, Nutrition, and Metabolism41(5), 565-572.

6. Kim, J. E., O’Connor, L. E., Sands, L. P., Slebodnik, M. B., & Campbell, W. W. (2016). Effects of dietary protein intake on body composition changes after weight loss in older adults: a systematic review and meta-analysisNutrition reviews74(3), 210-224.

7. Perry, B., & Wang, Y. (2012). Appetite regulation and weight control: the role of gut hormonesNutrition & diabetes2(1), e26-e26.

8. Mytton, O. T., Nnoaham, K., Eyles, H., Scarborough, P., & Mhurchu, C. N. (2014). Systematic review and meta-analysis of the effect of increased vegetable and fruit consumption on body weight and energy intakeBMC public health14(1), 886.

9. Anton, S. D., Moehl, K., Donahoo, W. T., Marosi, K., Lee, S. A., Mainous III, A. G., … & Mattson, M. P. (2018). Flipping the metabolic switch: understanding and applying the health benefits of fastingObesity26(2), 254-268.

10. Warren, J. M., Smith, N., & Ashwell, M. (2017). A structured literature review on the role of mindfulness, mindful eating and intuitive eating in changing eating behaviours: effectiveness and associated potential mechanismsNutrition research reviews30(2), 272-283.

11. Warren, J. M., Smith, N., & Ashwell, M. (2017). A structured literature review on the role of mindfulness, mindful eating and intuitive eating in changing eating behaviours: effectiveness and associated potential mechanismsNutrition research reviews30(2), 272-283.

12. Perry, B., & Wang, Y. (2012). Appetite regulation and weight control: the role of gut hormonesNutrition & diabetes2(1), e26-e26.

Jamie Wright
Autor und Experte
Das Profil von Jamie Wright ansehen
Jamie Wright verfügt über einen Master-Abschluss in Humanernährung und einen Bachelor-Abschluss (Hons) in Sport- und Bewegungswissenschaften. Er arbeitet aktuell mit mehreren Organisationen zusammen und betreibt seine eigene Privatpraxis, um Einzelpersonen bei ihren Ernährungszielen zu unterstützen. Er ist bei der Association for Nutrition akkreditiert und half bereits Hunderten von Klienten – von Müttern bis hin zu internationalen Wettkampfsportlern – innerhalb eines evidenzbasierten, ganzheitlichen Ernährungsprogramms zu arbeiten, um ihre Gesundheits- und Fitnessziele zu erreichen. Neben der Leitung seiner Praxis leistet Jamie regelmäßig Beiträge zum Thema Ernährung, indem er über die vielen Facetten des Themas referiert und schreibt. Seine Forschungsergebnisse wurden auf dem britischen Adipositas-Kongress sowie auf Konferenzen in Übersee vorgestellt. Er hat mehrere E-Books verfasst und gleichzeitig Beiträge für andere (einschließlich gemeinnütziger Sportorganisationen) geleistet. Im Mittelpunkt seiner Forschung standen Gewichtsmanagement sowie Sport/Übungsleistung und Nahrungsergänzung. Jamie ist ein großer Sportfanatiker, ein begeisterter Fitnessstudiobesucher und Liebhaber aller Dinge, die mit Hunden zu tun haben. Mit der Weitergabe seiner akademisch und beruflich erworbenen Erfahrungen und Kenntnisse möchte Jamie eine Quelle der Klarheit über die enorme Menge an „Fehlinformationen“ schaffen, die in der Gesundheits- und Fitnessindustrie existieren.
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